02. März 2024
Langsam kehrt der Frühling ein am Balkon. Die Tage werden merklich länger und auch die Temperaturen waren die letzten Wochen recht angenehm. Gefroren hat es in der Nacht nie. Dadurch konnten die meisten Pflanzen draußen einiges an Blattmasse zulegen. Jene Pflanzen die über den Winter die Blätter abgeworfen hatten, beginnen nun wieder auszutreiben.
Balkonrundgang
Die Zitronenverbene habe ich letztes Jahr im Herbst nicht mehr zurückgeschnitten. Im Winter wollte ich das nicht machen, um zu verhindern, dass sich die Pflanze über die Schnittflächen mit Krankheiten infiziert. Sobald ich erste Anzeichen von Austrieb gesehen habe, habe ich dann zur Schere gegriffen und sie kräftig zurückgeschnitten. Die Idee dahinter war, dass sobald die Pflanze wieder austreibt, sie die Schnittflächen schnell verschließen kann und somit keine Krankheitserreger eindringen können.
Diese Pflanze ist ja nur begrenzt winterhart. Als es die starken Fröste mit -10°C und darunter gab, habe ich sie mit einer Kartonschachtel und einem alten Leintuch warm eingepackt. So ist sie offensichtlich gut über den Winter gekommen, denn sie hat bereits die ersten kleinen Neuaustriebe gebildet.
Der Koriander, welchen ich Ende Jänner indoor gesät habe und nach dem Keimen ohne Abhärten nach draußen gestellt habe, ist gut weitergewachsen und bildet bereits die ersten echten Blätter.
Auch die frischen Samen, die ich etwa eine Woche später gesät habe, sind gut gekeimt und von der Entwicklung etwa gleich weit wie die Aussaat vom 21. Jänner.
Nach dem Vorbild von Mark Ridsdill Smith von Vertical Veg habe ich Mitte Februar Jungzwiebeln sehr dicht ausgesät. Er beschreibt, dass er durch die dichte Aussaat und kontinuierliches Ernten über einen langen Zeitraum Jungzwiebeln zur Verfügung hatte. Das Ernten ist in dem Fall ein Ausdünnen über längere Zeit und so kann man Jungzwiebeln in verschiedenen Stadien der Entwicklung essen. Ich bin gespannt, ob das bei mir auch so gut funktioniert.
Gekeimt sind die Samen der Sorte “Ishikura Long White” mittlerweile gut. Weil sie die ganze Zeit draußen standen, hat es vermutlich etwas länger gedauert, als wenn ich sie zum Keimen nach drinnen geholt hätte.
Oregano und Salbei habe ich Mitte Februar etwas zurückgeschnitten. Im Vergleich zu Mitte Jänner ist der Austrieb besonders beim Oregano bereits beachtlich. Bei beiden Pflanzen habe ich die abgeschnittenen Ästchen mit der Gartenschere kleingeschnipselt und als Mulch im Topf verteilt. Der Oregano ist bereits so viel gewachsen, dass man den Mulch fast nicht mehr sieht.
Beim Bohnenkraut ist der ältere verholzte Trieb abgestorben und nicht mehr ausgetrieben. Der jüngere Trieb, den ich im Herbst noch als Steckling eingesetzt habe, hat den Winter jedoch überlebt und treibt bereits kräftig aus.
Die Minze mit den länglichen Blättern (hier muss ich noch rausfinden, wie die heißt) habe ich ebenfalls Mitte Februar zurückgeschnitten und in den Topf gemulcht. Auch sie treibt bereits aus.
Beim großen Topf mit Petersilie und Asia-Salaten sieht man den Zuwachs seit Mitte Jänner besonders schön. Dieser Topf stand im Jänner noch am Balkongeländer, wo es recht windig ist. Jetzt steht er an der Hauswand, wo es windgeschützter ist. Das und die wärmeren Temperaturen scheinen den Pflänzchen sehr zu behagen.
Auch die Salate haben sich nach dem Frost prächtig entwickelt. Da der Rucola und der Hirschhornwegerich in diesem Topf begannen die Überhand zu gewinnen, habe ich diese abgeerntet oder zurückgeschnitten, um den Salatkeimlingen eine Chance zu geben. Viele der Pflanzen in diesem Topf waren stark vom Frost geschädigt, da auch sie zuvor am windigen Balkongeländer standen. An der Hauswand fühlen sie sich sichtlich wohler und konnten auch nach den starken Frostschäden wieder gut austreiben.
Vom der geschützen Hauswand an das windige Balkongeländer gezogen sind unter anderem die Himbeeren. Um für etwas Windschutz zu sorgen, habe ich entlang des Geländers ein altes Schilf-Rollo angebracht. Laut meinen Recherchen sind Himbeeren halbwegs windtolerant, mal schauen, wie sie sich an ihrem neuen Standort entwickeln.
Da ich noch nicht weiß, ob es sich bei meinen Himbeeren um eine Sommer- oder Herbstsorte handelt – welche man unterschiedlich schneiden muss – habe ich sie bis jetzt nicht zurückgeschnitten und werde dieses Jahr beobachten, ob sie an den einjährigen oder zweijährigen Ruten Früchte tragen.
Austreiben tun sie jedenfalls schon fleißig und ich bin gespannt wie groß diese Staude heuer wird, nachdem ich sie nicht zurückgeschnitten habe. Eventuell muss ich sie im Sommer etwas zusammenbinden, damit sie nicht alle Pflanzen daneben überwuchert. Und Himbeeren mulchen sich ganz wunderbar selbst, die trockenen Blätter auf der Erde hat die Pflanze alle selbst produziert.
Bei den Erdbeeren habe ich Mitte Februar die meisten der über den Winter abgestorbenen Blätter abgeschnitten und ebenfalls im Topf gemulcht. Mittlerweile treiben sie bereits wieder aus. Auch bei ihnen wird sich zeigen, wie sie den neuen, windigeren Standort vertragen.
Der Topf mit Pak Choi, Mizuna, Petersilie und Vogelmiere (die ist von selbst aufgegangen und kann man angeblich auch essen) ist der Dritte im Bunde, der ab jetzt mehr Wind aushalten muss als vorher. Die meisten der Pak Choi Pflanzen haben den Frost nicht überlebt. Eine Pflanze war jedoch robuster als die anderen und ist mittlerweile die größte Pak Choi Pflanze am ganzen Balkon. So wie alle anderen Pak Chois beginnt aber auch sie bereits zu schießen.
Bei den Outdoor-Jungpflänzchen hat sich auch einiges getan. Hier habe ich Keimlinge von Salaten, die in den großen Töpfen aufgegangen sind, eingesetzt um sie später an passenden Stellen wieder auspflanzen zu können. Zusätzlich habe ich Rucola ausgesät, der gut und rasch gekeimt ist (Aussaat 30. Jänner, gekeimt am 9. Februar).
Die Petersilie im Balkonkistchen habe ich noch letzten Sommer gesät und ist bist zur Winterruhe nur wenig gewachsen. Im Vergleich zur Petersilie im Vertikalbeet ist sie eher dahingemickert. Über den Winter habe ich sie dann relativ trocken gehalten und das scheint ihr gut getan zu haben, denn sie ist seit Mitte Jänner ordentlich gewachsen.
Ich glaube, ich habe sie im Sommer etwas zu viel gegossen. Das Balkonkistchen hat nämlich einen Wasserspeicher, der das Wasser mittels Kapillarwirkung vom Speicher ins Erdreich ziehen kann. Ich dachte zwar nicht, dass man mit so einem System auch Staunässe erzeugen kann, da es ja einen Überlauf hat, aber diese krassen Unterschiede im Wachstum legen genau das nahe. Zuerst dachte ich ja, dass sie deshalb nicht gut wächst, weil es dort so windig ist, aber der Wind hat ja seitdem nicht wirklich abgenommen und sie wächst trotzdem wesentlich besser. Ich werde das weiter beobachten.
In das Balkonkistchen wo zuvor Pak Choi gewachsen ist – der den Frost in Kombination mit Wind leider nicht überlebt hat – habe ich Mitte Februar Rucola ausgesät, der gut gekeimt ist. Dieser ist eine Zwischenkultur, später kommt da Thymian und Zitronenmelisse rein.
Im Balkonkistchen mit Asia-Salaten hat leider auch nicht wirklich was überlebt. Die vertrockneten Pflänzchen habe ich als Mulch aufgelegt. Das hat auch nur mäßig gut funktioniert, da der Wind den Mulch zum Teil weggeblasen hat. Unter dem Mulch sind aber wieder ein paar Asia-Salate aufgegangen, diese lasse ich jetzt mal weiterwachsen, bis hier Sonnenhut und andere Blumen reinkommen.
Aus dem Wilden Rucola im Balkonkistchen werde ich auch noch nicht so ganz schlau. Der ist letztes Jahr auch so gar nicht gut gewachsen. Jetzt treibt er zwar aus, und es gehen auch einige neue Keimlinge auf, aber so ganz happy scheint er noch nicht zu sein, besonders wenn ich ihn mit dem Wilden Rucola im Topf (weiter unten) vergleiche. Meine Vermutungen was ihm nicht passen könnte reichen von zu viel Wind, zu viel Wasser bzw. Staunässe hin zu einem zu nährstoffreichen Substrat, da das eine Tomatenerde ist, in der er wächst. Das könnte ihm zu viel sein, das er ja sonst auch an den kargesten Stellen (Spalten im Asphalt) wächst. Falls es ihm da so gar nicht gefallen sollte, kommt er raus und ich geb in das Kistchen auch Thymian oder etwas ähnliches rein.
Die Pflanzen im Vertikalbeet haben sich seit Mitte Jänner gut entwickelt. Hier habe ich, sobald die Temperaturen im Plus-Bereich waren, auch immer wieder frisches Grün geerntet. Besonders von Petersilie, Pak Choi, Rucola und Hirschhornwegerich konnte ich einiges ernten.
Interessanterweise ist von den Pak Choi Pflanzen im Vertikalbeet kaum eine am Frost zugrunde gegangen, ganz im Gegenteil zu den Pak Choi in den zuvor schon besprochenen Töpfen und Balkonkistchen. Ob das daran liegt, dass das Vertikalbeet eine bessere Isolation gegen Frost geboten hat, sie dort besser vor dem Wind geschützt waren oder dass die Pflänzchen noch kleiner waren als der Frost gekommen ist, hab ich noch nicht ganz herausgefunden. Es könnte auch sein, dass die Betonmauer, an der das Vertikalbeet steht, eine Rolle gespielt hat, da diese durch ihre große Masse ja eine temperaturausgleichende Wirkung hat.
Seit Anfang Februar sind übrigens auch vermehrt Läuse auf den Pflanzen – vor allem beim Pak Choi – zu beobachten. Ich bin gespannt, wie lange sich das noch in den Frühling hinzieht und ob beizeiten Nützlinge wie Marienkäfer kommen, die die Läuse auffressen.
Direkt ins Vertikalbeet habe ich ab Ende Jänner Koriander, Dill und Fenchel ausgesät. Der Koriander ist bereits aufgegangen (ausgesät am 30. Jänner, gekeimt am 18. Februar), Dill und Fenchel (ausgesät am 11. Februar) lassen noch auf sich warten. Bei den beiden letzteren kann es aber auch sein, dass das Saatgut schon zu alt war und ich da nochmal nachsäen muss.
Den Blumenwiese-Balkonkasten habe ich Mitte Februar komplett ausgeräumt, da dieser im Boden keine Löcher hatte und ich Probleme mit Staunässe vermeiden wollte. Deshalb hat der jetzt Löcher und aufgepepptes Substrat bekommen. Außerdem habe ich die Ranken der Prunkwinde von letztem Jahr vom Balkongeländer dahinter entfernt, kleingeschnipselt und auf das Substrat gemulcht.
Auch die vertrockneten Sonnenblumen von letztem Jahr habe ich zerkleinert und auf die Erde gelegt. Dadurch sind bereits viele kleine Sonnenblumen-Keimlinge aufgegangen, von denen ich viele ausrupfe, da so viele Sonnenblumen in dem kleinen Balkonkasten leider nicht genug Platz haben. Die Malve vom letzten Jahr habe ich vorm Löcher bohren ausgegraben und wieder eingesetzt. Auch sie treibt bereits wieder aus.
Der Wilde Rucola im Tontopf hat sich nach dem Frost sehr gut erholt und treibt kräftig durch. Die Minzen habe ich Mitte Februar zurückgeschnitten und die Stängel auf den Topf gemulcht. Auch sie treiben langsam wieder aus. Minzen soll man ja jedes Jahr teilen und in frische Erde setzen. Das werde ich demnächst machen, die neuen, etwas größeren Plastiktöpfe (5 Liter) habe ich dafür schon gekauft. Und ich werde mein Minzrepertoire auf drei Stück reduzieren. Vier Minzen auf einem kleinen Balkon, sind dann doch etwas overkill.
Die Petersilie im blauen Topf hatte bis jetzt ein etwas schweres Leben, sie ist auch nicht so wirklich gut gewachsen. Am Anfang stand sie viel zu dicht, da habe ich sie dann ausgelichtet. Später hat sie dann unter Staunässe gelitten und ihre Wurzeln sind teilweise verfault. Mittlerweile habe ich etwas gröberen Kompost und Bims ins Substrat gemischt und den Topf auf Abstandhalter gestellt, jetzt erholt sie sich langsam. Diese Abstandhalter sind übrigens Gold wert, ich habe sie auch für meine größeren quadratischen Töpfe verwendet, und seit dem habe ich dort weniger Probleme mit Staunässe.
Jungpflanzenanzucht innen mit neuen Pflanzlichtern
Für die Jungpflanzenanzucht innen hab ich mir als Ersatz für meine Osram COLOR proof T8 Leuchtstoffröhren neue LED Pflanzlichter von SANlight besorgt, die mit weniger Stromverbrauch mehr Licht liefern.
Von den Kräutern die ich am 21. Jänner indoor angesät habe, sind die meisten nicht gekeimt, da das Saatgut bereits zu alt war (5-6 Jahre). Gut gekeimt ist das Basilikum (ausgesät 21. Jänner, gekeimt am 28. Jänner), da war der Samen aber auch von 2021. Was ich jedoch nicht mehr in Erinnerung hatte war, wie langsam sich Basilikum nach der Keimung entwickelt. Nach etwa einem Monat unter künstlicher Beleuchtung hat er erst ein echtes Blattpaar ausgebildet. Ich habe dazu ein bisschen recherchiert, anscheinend konzentrieren sich Jungpflanzen nach dem Erscheinen der Keimblätter erst einmal auf die Entwicklung der Wurzeln, bevor sie weitere Blätter bilden.
Recht ähnlich ist das bei den Melanzani (Sorte “Cesky Rany”) Jungpflanzen. Diese sind am 9. Februar gekeimt und schauen seither mehr oder weniger gleich aus. Zwischen den Keimblättern lässt sich zwar schon ein Ansatz eines ersten echten Blättchens erkennen, entfaltet hat sich dieses aber bis jetzt noch bei keiner der Pflanzen.
Ganz anders schaut das bei den Gewürztagetes aus. Diese sind vor zweieinhalb Wochen gekeimt und sind im Vergleich zu Basilikum und Melanzani rasant in die Höhe geschossen. Die meisten der Pflänzchen haben zusätzlich zu den Keimblättern bereits drei Paar echte Blätter ausgebildet und ich habe sie von der Anzuchtschale bereits in kleine Töpfchen pikiert.
Als eine absolute Ausdauerkünstlerin bei der Keimfähigkeit hat sich die Zitronenmonarde erwiesen. Die Samen von 2018 sind nach drei Tagen in riesiger Zahl gekeimt und hier werde ich beim Pikieren wohl das meiste auslesen müssen, für so viele Pflänzchen habe ich am Balkon leider keinen Platz.